Gute Gründe für die gezielte Ansiedelung von Mauerseglern an (Grund)Schulen:

Absolut ortstreu : 
Mauersegler bleiben ihrem Brutplatz ein Leben lang treu und kehren meistens an das selbe Nest innerhalb der Kolonie zurück. Die Ansiedelung einer Mauerseglerkolonie an einer Grundschule ist somit auch immer eine sehr langfristige Sache! Und da die Gebäude sich wohl immer in "öffentlicher Hand" befinden, ist in jeder Hinsicht eine recht verlässliche Langfrist-Nutzungsplanung möglich. aus der Sicht der einmal angesiedelten Mauersegler und aus der Sicht der Schul-Bausubstanz. 

Spannende Biologie
Die Vögel verbringen die Nacht in der Luft in ca. 2000 Metern Höhe und zählen weltweit zu den Vögeln mit der höchsten Lebensflugleistung - bei einem Durchschnittsalter von ca. 7 Jahren ca. 1,5 Millionen Flugkilometer. Es gibt noch viele andere Dinge, die Kinder an diesem Vogel besonders spannend finden werden! Eine MauerseglerKolonie ist ein guter Anknüpfungspunkt, um Naturthemen auf eine sehr symphatische Weise in den Schulalltag zu integrieren. Meine Vorstellung wäre, dass man mit JEDER Ansiedelung immer die Montage einer Nestkamera verbindet, um den Kindern über das übliche und bekannte Maß hinaus Beobachtungsmöglichkeiten bietet. 

Extrem sauber
Ich kenne keinen "Stadtvogel", der weniger sogenannte "Schmutzspuren" an der Fassade hinterlaesst wie der Mauersegler. Gerade aus baubiologischer bzw. hygienischer Sicht ist dieser faszinierende Luftnomade an öffentlichen Gebäuden zu befürworten. 

Kolonieartig organisiert
Mauersegler sind gesellige Tiere, die mehrmals am Tag ihre gemeinsamen Flugspiele durchführen, vor allem morgens und abends. An der "Mauerseglergrundschule" Regensburg jagen die Vögel oft in den Pausen über den Schulhof. Irgendwie passen diese Vögel dazu ;-) Für die Kinder ist es immer ein Ereignis, wenn die Segler Anfang Mai eintreffen.

Für viele Menschen sind die charakteristischen Rufe der Segler das akustische Symbol des Sommers, vor allem in der Stadt!


Kriterien für eine erfolgreiche Mauersegler- Neuansiedelung: 

1. Perfekt wäre: in der Umgebung brüten schon Mauersegler. Sie sollten am besten nicht mehr wie 200 Meter entfernt ihre Nester haben. Wenn man auf dem "platten Land" wohnt und die nächsten brütenden Segler befinden sich 6 Kilometer in der Kreisstadt, ist die Chance zur Neuansiedelung EXTREM gering und man sollte die Finger davon lassen. Aber selbst in einem kleinen Dorf brüten oft Mauersegler, beispielsweise im Kirchturm. Zuerst wäre also von einem fachkundigen Menschen zuverlässig zu klären, ob es brütende Mauersegler in der Umgebung gibt.


2. Der Kasten sollte bei total freier An- und Abflugmöglichkeit mindestens 5 Meter hoch hängen können und NICHT der prallen Sonne ausgesetzt sein. Es sind jedoch auch Fälle bekannt, wo Mauersegler unter günstigen Bedingungen in Höhen von weniger wie 4 Metern brüten. 
Aber: Je höher der Kasten hängt, desto besser. Die Nistgelegenheit darf allerdings auch nicht in einem engen Hinterhof in 10 Metern Höhe sein, in so einen Schlauch fliegen die schnellen Segler EXTREM ungern rein. Perfekt ist eine durchgehend gerade Häuserfront! Segler wollen im Brutbereich keine engen und gefährlichen Kurven fliegen muessen!

Bildquelle. Martin Grund


3. Man sollte per Zeitschaltuhr gesteuert beispielsweise von morgens 7.30 Uhr bis 9.00 Uhr und abends von ca. 19.30 Uhr bis 21 Uhr eine Mauersegler-CD abspielen, wobei die Lautsprecher im Idealfall direkt neben dem Nistkasten montiert sind. Da die fuer die Ansiedelung wichtigen 1 bis 2-jährigen Jungsegler am meisten angelockt werden und diese meist erst im 3 Jahr brüten können, muss man für die Anlockung ca. 2 - 3 Jahre veranschlagen. 
Ich habe in der grossen Brutkolonie von Herrn Kaiser (Kronberg, Taunus) eigene Tonaufnahmen gemacht, die sehrsehr natürlich klingen. Im Gegensatz zu der Mauersegler-CD, die man kaufen kann, habe ich etliche Pausen zwischen den Rufen eingebaut, sodass auch das stundenlange Abspielen per CD nicht so nervt. An der Grundschule lief meine CD über viele Wochen während der Schulzeit (auch bei geöffnetem Fenster) und es hat keinen gestört!


Zur Technik (CD-Spieler, Zeitschaltuhr und Lautsprecher):

Die Chancen zur Ansiedelung steigen absolut EXTREM an, wenn man diese Hilfsmittel nutzt! Ohne akustische Anlockung kann es dagegen oft viele Jahre dauern, bis Mauersegler das künstliche Brutquartiert annehmen.

Sind die Mauersegler aber erst mal da und brüten, dann werden sie einen das ganze Leben begleiten und den Brutplatz so gut wie nie wieder aufgeben! Über viele Jahrzehnte! Ideal sind schon 2 Doppelnistkästen (also für 4 Paare), das gibt dann schon eine schöne kleine Kolonie. Zusammen mit den wohnungssuchenden Jungseglern einer Kolonie hätte man dann schon ca. 10 Segler, die einem mit ihren Flügen und Rufen den Sommer bringen :-)

 

 

Ungeeignet zur Ansiedelung von Mauerseglern: Hindernisse vor dem Nistkasten verhindern den An- und Abflug

Bildquelle. Martin Grund

 


Geeignet zur Ansiedelung von Mauerseglern: Freier An- und Abflug vor dem Nistkasten, zu beachten ist auch eine ausreichende Mindesthöhe über dem Boden

Bildquelle. Martin Grund

 

 

 

 

Mauersegleransiedelung beim Berliner Architekten Klaus Roggel:

Drei Kästen hat Klaus Roggel seit 2002 mittlerweile rund um die Berliner Dachwohnung montiert. Auf seiner sehr interessanten Homepage sind für Deutschland einmalige Fotos der Ansiedelungsfortschritte zu sehen. Mit etwas Fachwissen und der Hilfe handwerklicher Phantasie wurden 2003 schon kurz nach der Kastenmontage wohnungssuchende Mauersegler angelockt und zum reinschlüpfen bewegt. Diese Vögel sind meist ein bis zwei Jahre alt.

Bildquelle: Klaus Roggel
http://www.artenschutz.klausroggel.de/

Ort:
Ein Dachfenster (auf der Nordseite?, noch klären)  in ca. 20 Metern Höhe. Nur auf der Nordseite werden die Jungen an einem heissen Sommertag nicht verschmoren/ersticken. Besser wäre u.U., den Nistkasten mit einem zweiten Dach mit Abstandshölzern zu versehen, das mindert die Sonnenstrahlung erheblich. Im geöffneten Fenster wird gerade die CD mit Mauerseglerrufen abgespielt. Neugierige, wohnungssuchende Jungsegler schauen prüfend in die Kästen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass bei Klaus Roggel die Segler dort ab 2004 oder 2005 brüten werden.

 

Ausgelöst durch das heutige Posting vom Wetterfrosch/Darmstadt
http://www.wetter-zentrale.com/cgi-bin/webbbs/wzconfig.pl?read=556619
will ich mal als wissenschaftlicher Laie eine kleine Übersicht auf die Zugdynamik des einzigartigen Luftnomaden "Mauersegler" geben. Diesen kleinen Text hatte ich schon vor einiger Zeit begonnen...

Mauersegler leben in einer derart extremen Form in und mit unserer Athmosphäre wie wohl keine andere Vogelart weltweit. Sein ganzes Leben ist perfektioniert für großräumige Luftwanderungen, er übernachtet sogar als einziger Vogel der Welt obligat in ca. 2000 Metern Höhe, er folgt in Afrika in einer bislang noch weitgehend unerforschten Weise den Regengebieten der innertropischen Konvergenzzone und dem durch sie ausgelösten größeren Nahrungsangebot fliegender Biomasse nach. Tag und Nacht in der Athmosphäre verfügt er wohl über eine Vielzahl von bislang unerforschten meteorologischen "Spezial-Biosensoren", die ihn zu dieser total luftangepassten Lebensweise überhaupt befähigen. Schon seit langem berichten Wissenschaftler z.B. über sog. zyklonale Wetterfluchten beim Mauersegler und es ist zu vermuten, dass er in einer Weise für das Wettergeschehen sensorisch ausgerüstet ist wie wohl kein anderer Vogel in unseren Breiten.

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Übersicht zur Zugdynamik der M.-Segler

Man kann prinzipiell zwei Ankunftswellen und eine Abflugwelle unterschieden. Die ersten Welle ist die der erfahrenen Brüter, sie treffen im Oberrheingraben ungefähr ab dem 15. April ein. Bis Mitte Mai ist die Hauptmasse der Brutvögel komplett.

Die ganze entscheidenen zweite Welle besteht aus wohnungssuchenden Jungseglern (ein- bis zweijährig), sie treffen im Oberrheingraben ungefähr ab dem 10 Juni ein. Diese zweite Ankunftswelle ist hochsignifikant von der Ersten unterscheidbar und beinhaltet wohl mehr Individuen wie die erste Ankunftswelle. Diese Mauersegler wollen sich einer Brutkolonie anschliessen und lernen, wo die Brutplätze ihrer Umgebung sind. Und erst mit diesen Jungseglern kommt die typische Dynamik bei den Flugspielen auf: in sog. "screaming parties" jagen sie laut rufend um die Brutplätze, vor allem Morgens und Abends, kurzum: Sommer! :-)

Gerade diese Gruppe der Wohnungssuchenden ist es, die man gezielt durch Kolonierufe per CD anlocken kann: Prinzip ist das künstliche Abspielen von den typischen Duettrufen eines oder mehrerer Brutpaare aus seiner Bruthöhle heraus. Dieses Rufe lösen ein regelrechtes Suchverhalten bei den Jungseglern aus! Bringt man den Lautsprecher z.B. direkt neben den neuen Nistkästen an, so kann man mit Geduld und recht hoher Wahrscheinlichkeit gezielt Mauersegler zum Beispiel an seinem Haus ansiedeln. Es gibt übrigens kaum einen anderen Vogel, der weniger sogenannte "Schmutzspuren" an einer Fassade hinterlaesst. Gerade aus baubiologischer bzw. hygienischer Sicht gibt es keine Argumente gegen die Ansiedelung dieses faszinierenden Luftnomaden! Ein perfekter Vogel für alle metereologisch Interessierten! Keine andere Vogelart ist derart ideal an das Leben in der Athmosphäre angepasst, übernachtet in der Luft in Höhen von ca. 2000 Metern und führt großräumige Wanderbewegungen über oft mehr als 1000 Kilometer aus, um Schlechtwettergebieten auszuweichen. Dieser Vogel ist fast schon ein Teil der Athmosphäre geworden, nur in der kurzen Burtzeit bekommt er Kontakt zum Erdboden! Die Brutvögel sind ca. 10,5 Monate im Jahr ununterbrochen in der Luft, die Nichtbrüter vom Moment des Ausfliegens an bis zu dem Moment, wo sie eine Bruthöhle für sich erobern können. Das ist allermeist frühestens mit 2-3 Jahren der Fall. Bis dahin waren sie Tag und Nacht nonstop in der Luft!!

Der Abzug der Mauersegler beginnt mit dem Ausfliegen der Jungen. Innerhalb weniger Tage ist der Himmel wie leergefegt. Die verbleibenden Brutvögel (späte Erstbrut oder Zweitbrut) zeigen so gut wie keine sozialen Flugspiele mehr und gehen sehr diskret dem Brutgeschäft nach. Der Einflug ins Nest geschieht lautlos und blitzschnell, oft sogar mit einem spektakulärem Sturzflug eingeleitet (mehrfach beobachtet). Im Oberrheingraben sollten dann aber über 90% aller Mauersegler bis zum 1. August verschwunden sein.

Über den weiteren Verbleib der Mauersegler gibt es wenig systematische und eindeutig abgesicherte Untersuchungen. es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass sich die Mauersegler nicht sofort in ein definiertes Überwinterungsgebiet in Afrika begeben. Es geht nach und nach Richtung afrikanischem Kontinent und der steuernde Faktor dabei ist immer das Nahrungsangebot an sog. Luftplankton und die aktuelle Wetterlage. Es bleibt abzuwarten, inwieweit das zweijährige Zuvogel-Radarforschungsprojekt der schweizerischen Vogelwarte in der mauretanischen Wüste neue Erkenntnisse über das Seglerverhalten beim Überfliegen der Sahara gebracht hat. In Afrika selbst werden aus dem gesamten Kontinent Mauerseglerbeobachtungen gemeldet, Herr Kaiser konnte im Jahr 2003 eine große Anzahl beim Tiefflug in Kenia beobachten, als Termiten schwärmten. Generell gibt es immer mehr Anzeichen dafür, dass die Mauersegler in sehr großräumigen Wanderungsbewegungen den Regengebieten der intertropischen Konvergenz nachfolgen. Dies hat man so zu verstehen, dass diese Regengebiete mit einer gewissen Zeitverzögerung zum Anstieg der Fluginsekten-Biomasse führen und die Mauersegler wie Fischer diesem meteorologisch-biologischem Taktgeber folgen. Ihre Wanderungen führen die Mauersegler bis ins südlichste Afrika und ihre vollkommene Unabhängigkeit von Übernachtungsplätzen hat zur Folge, dass sie auch über den riesigen baumlosen Grassteppen nach Nahrung suchen können, falls dort Regenfälle aufgetreten sind. Herr Kaiser hat die Theorie aufgestellt, dass der Mauersegler gerade durch ihre einzigartige Fähigkeit zur Luftübernachtung in Afrika einen Selektionsvorteil gegenüber anderen Seglerarten im Winterquartier haben. Bemerkenswert erscheint mir noch, dass die gesamte Mauerseglerpopulation der Welt in Afrika überwintert. In etlichen sibirischen Städten konnte ich den Mauersegler schon beobachten (je weiter man nach Osten kommt, überwiegt die Subspecies Apus apus pekinensis), und so überwintern in Afrika sowohl südspanische Mauersegler als auch solche, die am Baikalsee leben bis hin zum Population am ostchinesischen Meer und in der Mandschurei! Selbst diese Segler überwintern nicht in Asien!

Linktip:
Grafik zur Ankunftsverteilung der ersten Welle in Europa
http://swift.il.eu.org/arrival_english.html

Sahara-Vogelzug
http://www.vogelwarte.ch/sahara/

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