Mauerseglerschulen des NABU

==>www.martingrund.de

==> www.NABU-Mauerseglerschulen.de 

Begleit-Infos: http://mauersegler.blogspot.com/

Natur ist vielfältig faszinierend. Wunderbar, wenn Begeisterung, Interesse und Empfindsamkeit für unsere natürliche Umwelt frühzeitig geweckt werden! Schulen können wirkungsvolle Kristallisationspunkte sein, um den Grundstein für ein lebenslanges Naturschutz-Engagement zu legen. Das Konzept „Mauerseglerschule" versteht sich als ein Weg, die unergründlich spannende Welt der Naturprozesse nachhaltig an Schulen zu vermitteln. 

Bilder und Grafiken dieser Seite von Martin Grund

 

Idee und Konzept

Unter bestimmten Voraussetzungen lassen sich Mauersegler effektiv und gezielt an Gebäuden ansiedeln (Methode ausführlich beschrieben von Erich Kaiser, Kronberg/Taunus). Besonders im städtischen Umfeld ist binnen ein bis zwei Jahren nach Anlockbeginn mit hoher Wahrscheinlichkeit mit der ersten Brut zu rechnen. Hat sich ein erstes Paar niedergelassen, so ist das meistens der Beginn eines kontinuierlichen Kolonieaufbaus. Die extreme Brutplatztreue von Mauerseglern bietet schon im frühen Stadium der Kolonie gute Möglichkeiten zur Beobachtung durch Infrarotkameras incl. integriertem Mikrofon, PC und Monitor. Mit Hilfe des PC können dann nach Belieben z.B. recht komplexe Beobachtungsdatenbanken aufgebaut und wissenschaftliche Langzeitstudien betrieben werden. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. 

Bild: Basteln der Nistkästen; Hans-Geiger-Grundschule (Neustadt/Weinstraße)

Bild: Mauerseglermasken...; Hans-Geiger-Grundschule (Neustadt/Weinstraße)

Bild: Die neue Mauerseglerkolonie der Hans-Geiger-Grundschule (Neustadt/Weinstraße)

 

Kriterien für eine erfolgreiche Mauersegler-Neuansiedelung: 

1. Bestehende Brutplätze im näheren Umfeld

Perfekt wäre: in der Umgebung brüten schon Mauersegler. Sie sollten am besten nicht mehr wie 200 Meter entfernt ihre Nester haben. Wenn man auf dem "platten Land" wohnt und die nächsten brütenden Segler befinden sich 6 Kilometer in der Kreisstadt, ist die Chance zur Neuansiedelung EXTREM gering und man sollte die Finger davon lassen. Aber selbst in einem kleinen Dorf brüten oft Mauersegler, beispielsweise im Kirchturm. Zuerst wäre also von einem fachkundigen Menschen zuverlässig zu klären, ob es brütende Mauersegler in der Umgebung gibt.


2. Freier An-und Abflug, Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung

Der Kasten sollte bei total freier An- und Abflugmöglichkeit mindestens 5 Meter hoch hängen können und NICHT der prallen Sonne ausgesetzt sein. Es sind jedoch auch Fälle bekannt, wo Mauersegler unter günstigen Bedingungen in Höhen von weniger wie 4 Metern brüten. 
Aber: Je höher der Kasten hängt, desto besser. Die Nistgelegenheit darf allerdings auch nicht in einem engen Hinterhof in 10 Metern Höhe sein, in so einen Schlauch fliegen die schnellen Segler EXTREM ungern rein. Perfekt ist eine durchgehend gerade Häuserfront! Segler wollen im Brutbereich keine engen und gefährlichen Kurven fliegen muessen!

3. Gezieltes Anlocken von "wohnungssuchenden Jungseglern" mit CD

Man sollte per Zeitschaltuhr gesteuert beispielsweise von morgens 7.30 Uhr bis 9.00 Uhr und abends von ca. 19.30 Uhr bis 21 Uhr eine Mauersegler-CD abspielen, wobei die Lautsprecher im Idealfall direkt neben dem Nistkasten montiert sind. Da die fuer die Ansiedelung wichtigen 1 bis 2-jährigen Jungsegler am meisten angelockt werden und diese meist erst im 3 Jahr brüten können, muss man für die Anlockung ca. 2 - 3 Jahre veranschlagen. 
Ich habe in der grossen Brutkolonie von Herrn Kaiser (Kronberg, Taunus) eigene Tonaufnahmen gemacht, die sehrsehr natürlich klingen. Im Gegensatz zu der Mauersegler-CD, die man kaufen kann, habe ich etliche Pausen zwischen den Rufen eingebaut, sodass auch das stundenlange Abspielen per CD nicht nervt. An der Grundschule lief meine CD über viele Wochen während der Schulzeit (auch bei geöffnetem Fenster) und es hat keinen gestört!

4. Leichte Erreichbarkeit (Wartung) des Kameranistkastens

Wir raten dringend davon ab, den Kasten an solchen Stellen zu montieren, wo man später nur noch mit Hilfe einer Feuerwehrleiter oder eines Hubsteigers hingelangen kann! Erfahrungsgemäß werden dadurch eventuell notwendige Reparaturen nicht mehr durchgeführt, weil der organisatorische Aufwand zum Komponententausch zu hoch ist. 

Im Idealfall sollte der Kameranistkasten z.B. unterhalb eines Fensterbretts montiert sein oder mit einer einfachen Leiter ab- und aufgehängt werden können. Schulgebäude, wo das nicht möglich ist, sollten besser nicht an der Aktion teilnehmen! 

 

 

Mögliche Montageorte:


 

 

 

 

 

Technik (CD-Spieler, Zeitschaltuhr und Lautsprecher):

Die Chancen zur Ansiedelung steigen absolut EXTREM an, wenn man diese Hilfsmittel nutzt! Ohne akustische Anlockung kann es dagegen oft viele Jahre dauern, bis Mauersegler das künstliche Brutquartiert annehmen.

Sind die Mauersegler aber erst mal da und brüten, dann werden sie uns ein ganze Leben begleiten und den Brutplatz nie wieder aufgeben. Über viele Jahrzehnte! 

 

Gute Gründe für die Ansiedelung von Mauerseglern an Schulen

- Absolute Ortstreue
Mauersegler bleiben ihrem Brutplatz ein Leben lang treu und kehren meistens an das selbe Nest innerhalb der Kolonie zurück. Die Ansiedelung einer Mauerseglerkolonie an einer Schule ist somit auch immer eine sehr langfristige Sache! Durch die stark ausgeprägte Brutplatztreue ist die feste Montage von Nestkameras möglich, mit deren Hilfe über viele Jahre faszinierende Einblicke in die ungewöhnliche Biologie von Apus apus vermittelt werden. Dazu ist es für Kinder und Jugendliche sicher immer wieder ein Ereignis, wenn die Segler Anfang Mai mit erstaunlicher Präzision eintreffen.

- Spannende Biologie
Nichtbrütende Mauersegler verbringen die Nacht in ca. 2000 Metern Höhe und zählen weltweit zu den Vögeln mit der höchsten Lebensflugleistung - bei einem Durchschnittsalter von 7 Jahren wären es ca. 1,5 Millionen Flugkilometer. Eine Mauerseglerkolonie ist ein perfekter Anknüpfungspunkt, um Naturthemen auf eine sehr symphatische und spannende Weise in den Schulalltag zu integrieren.

- Extrem „sauber"
Es gibt wohl kaum einen anderen „Stadtvogel", der weniger "Schmutzspuren" an der Fassade hinterläßt also Apus apus. Gerade aus baubiologischer bzw. hygienischer Sicht ist dieser faszinierende Luftnomade an öffentlichen Gebäuden zu befürworten und Schul- und Bauämter lassen sich recht leicht für die Montage von geeigneten Nistkästen gewinnen.

- Kolonieartig organisiert
Mauersegler sind sehr gesellige Tiere, die mehrmals am Tag ihre faszinierend rasanten Flugspiele durchführen, vor allem am Morgen und am späten Abend. Schulpause, Schulhof und lautstark darüber dahinwegjagende Mauersegler ergänzen sich hervorragend...Für viele Menschen sind die charakteristischen Rufe der Segler das akustische Symbol des Sommers, vor allem in der Stadt!

Pilotprojekt: Hans-Geiger-Grundschule (Neustadt/Weinstraße) und Grundschule Esthal (Pfalz)

Mit diesen zwei Pilotprojekten konnten beste Erfahrungen im Aufbau einer Brutkolonie gesammelt werden. Darüber hinaus wurden erste Lehrmaterialien entwickelt, die direkt an die Vorgänge in der neu entstehenden Kolonie anknüpfen.

Im Sommer 2003 bauten Kinder der beiden Schulen im Rahmen einer Projektwoche bzw. eines Schulfestes mit Unterstützung von Eltern die Nistkästen. Danach wurden die Doppelkästen von den Kindern individuell von innen und außen in Zweierteams mit unbedenklicher Wasserfarbe bemalt. Alle Nistkästen wurden mit einer fortlaufenden Numerierung an den Einflugöffnungen versehen, damit zukünftig die Aktivitäten an den einzelnen Kästen besser dokumentiert werden können. Mit der Unterstützung der örtlichen Feuerwehren wurden dann die Kästen an einem geeigneten Ort aufgehängt (freier Anflug und sonnen- bzw. regengeschützt)

Mit CD-Player und darauf abgespielten Lockrufen wurden wohnungssuchende Jungsegler noch im gleichen Jahr erfolgreich in die Kästen gelockt. 2004 entschied man sich zur Montage von Infrarotkameras mit integriertem Mikrophon und es kam an beiden Schulen zur erfolgreichen Erstbrut. Die spannenden Vorgänge im Inneren der Nistkästen wurden auf einem PC mit Monitor wiedergegeben. Regelmäßig wurden Bilder per Softwaresteuerung auf die Festplatte gespeichert.

In der Hans-Geiger-Grundschule wurden schon im ersten Jahr die Livebilder an einer sehr exponierten Stellen übertragen, nämlich unmittelbar am Ausgang zum Pausenhof. Mit ausgesprochen großem (!) Interesse verfolgten die Kinder an beiden Schulen das Geschehen rund um „ihre" Segler. Bedingt durch das Neuangebot an Nistkästen konnten an beiden Schulen zum Teile wahre Scharen von wohnungssuchenden Jungseglern geobachtet werden, die lautstark rufend pfeilschnell über den Pausenhof flogen, selbst für die Lehrer ein tolles Erlebnis!

Das Projekt der Hans-Geiger-Grundschule wurde im Herbst 2005 mit dem Umweltpreis der Stadt Neustadt/Weinstraße ausgezeichnet!

Ausblicke und Ziele


Das Konzept „Mauerseglerschule" bietet hervorragende Entwicklungspotentiale. Kaum eine andere Vogelart kann so zuverlässig über sehr lange Zeit perfekt in den Schulalltag integriert werden, kaum eine andere Stadtvogelart bietet so viele fazinierende Aspekte wie der totale Luftnomade und Weltenbürger „Mauersegler".

Mit Hilfe der Kameras sind für alle Jahrgangsstufen perfekte Beobachtungs- und Auswertungsmöglichkeiten gegeben. Eine durch Kameras beobachtete Mauerseglerkolonie kann für viele Schülergenerationen wunderbare Lobbyarbeit für die Vielfältigkeit der Natur und ein späteres Naturschutzengagement leisten! 


PC-basierte Langfristbeobachtung auf der Basis von Datenbanken für die Oberstufe und damit eine mögliche Einbindung in EDV-Projekte für die Oberstufe an Gymnasien sind ebenso möglich wie Projekte, die auch bei Erstklässlern auf größtes Interesse stoßen – wie die ersten Erfahrungen gezeigt haben. Gemeinsam ist allen zukünftig möglichen Projektes vor allem Eines:

Mit ihrer einzigartigen Lebensweise sind Mauersegler hervorragende Botschafter, um bei Kindern und Jugendlichen ein langanhaltendes Naturinteresse zu wecken! Und das ist ja schließlich die Hauptvoraussetzung, um unsere natürliche Umwelt später auch schützen zu wollen!

Martin Grund (2005)

www.martingrund.de/apus/

 

Bild: Kasten Nr. 10 (mit Infrarotkamera und Mikrophon) ist schon im ersten Jahr belegt worden, hier ein Altvogel im Flugloch (oben) und im Abflug (unten)